Als einsamer RĂ€cher, als ganz neuer Typ Cowboy, spielte er sich in die Herzen vieler Menschen, nicht nur von Western-Fans. Er galt nie als einer der besten Schauspieler, doch er war einer der erfolgreichsten. Seit 1993 ist Eastwood nur noch in Filmen zu sehen, in denen er selbst Regie fĂŒhrt â denn nicht das Schauspiel, sondern die Inszenierung scheint seine wahre StĂ€rke zu sein. Clint Eastwood ist heute der einzige Mensch, der als Produzent und Regisseur je zwei Academy Awards (Oscars) gewonnen hat.
Inhaltsverzeichnis
Die Jugend von Clint Eastwood
Clint Eastwood jr. wurde am 31. Mai 1930 in San Francisco in einer schweren Zeit geboren. Wegen der Depression war die Familie in seiner Jugend gezwungen oft umzuziehen, da Vater Clinton Eastwood keinen festen Job bekam. Der gelernte Buchhalter verdingte sich mal als Stahlarbeiter, mal als Tankwart, Sohn Clint besuchte etwa zehn verschiedene Wurzeln. So wurde Clint Eastwood in seiner Jugend, bedingt durch die vielen UmzĂŒge, zum EinzelgĂ€nger, sehr introvertiert und schĂŒchtern. 1948 ging er frĂŒhzeitig und ohne Abschluss vom Los Angeles College ab, arbeitete ebenfalls als Tankwart, Lagerarbeiter und HolzfĂ€ller um sich irgendwie ĂŒber Wasser zu halten.
Erste Schritte in Hollywood
1951 wurde er fĂŒr zwei Jahre in die Army einberufen und wurde in Fort Ord als Schwimmlehrer eingesetzt, wo er den Gedanken fasste es in Hollywood zu versuchen. Nach der Zeit in der Army bewarb sich Eastwood fĂŒr Testaufnahmen bei Universal Pictures und bekam einen Halbjahresvertrag inklusive Schauspielunterricht. So wurde er in B-Filmen wie âTarantulaâ oder âFrancis in the Navyâ (beide 1955) in kleinsten Nebenrollen eingesetzt, in denen er teilweise nicht einmal zu erkennen war. Doch schon vier Jahre spĂ€ter bekam er die Rolle des Cowboys Rowdy Yates in der TV-Serie âRawhideâ, der er bis 1965 in 217 Folgen treu blieb. So machte er sich auf nationaler Ebene einen als Schauspieler Namen und ermöglichte den nĂ€chsten und wohl bedeutendsten Schritt fĂŒr seine Karriere.
Spaghetti-Western und Durchbruch in Europa
Anfang der 60er Jahre war der Western-Film weltweit auf seinem Tiefpunkt angelangt, doch ein Italiener schickte sich an einen neuen Versuch zu starten. Sergio Leone suchte fĂŒr seinen ersten Western-Film nach einer geeigneten Besetzung fĂŒr seinen zynischen, namenlosen, lĂ€ssigen, ponchotragenden Helden, doch das Budget reichte nicht fĂŒr ein bekanntes Gesicht wie Henry-Fonda. So verpflichtete er den unerfahrenen, 1,93 Meter groĂen, gutaussehenden Clint Eastwood fĂŒr eine Gage von nur 15.000 Dollar fĂŒr die Hauptrolle. Das Resultat war bemerkenswert: zunĂ€chst zwar von Kritikern niedergemacht, entwickelte sich der Italo-Western âFĂŒr eine Handvoll Dollarâ (1964, Originaltitel: Per un pugni di dollari) zum absoluten Kassenhit und löste eine neue Western-Welle aus.
Die vor allem in Italien produzierten Filme, deshalb gerne auch âSpaghetti-Westernâ genannt, orientierten sich stark an der von Leone entwickelten und von Eastwood verkörperten neuen Heldenrolle. Der Schauspieler wurde zur Leitfigur des neuen Western-Kinos, auch durch die zwei weiteren Leone-Western, die die Trilogie komplettierten: âFĂŒr ein paar Dollar mehrâ (1965, O: Per qualche dollari in piĂč) und âZwei glorreiche Halunkenâ (1966, O: Il Buono, il brutto, il cattivo). Letzterer war im Gegensatz zu seinen VorgĂ€ngern wesentlich aufwĂ€ndiger produziert und hatte auch dank des Mitwirkens von Hollywood-GröĂen wie Lee van Cleef und Eli Wallach in den USA ebenfalls Erfolg. FĂŒr manche gilt âThe Good, the Bad and the Uglyâ (amerikanischer Titel des Films) sogar als bester Western aller Zeiten.
Dirty Harry wird Regisseur
Nach dem Ausflug nach Italien hatte sich Eastwood somit einen Namen gemacht und er sollte die nĂ€chsten 25 Jahre seinen Ruf durch seine weiteren Rollen weiter ausbauen. Eastwood spielte fast ausschlieĂlich in Western- oder Action-Filmen mit, in denen er den harten, wortkargen EinzelgĂ€nger (meistens als Cowboy, Sheriff oder Polizist) mimte. Vor allem durch seine Rolle des âDirty Harryâ in den gleichnamigen Filmen (es gibt insgesamt fĂŒnf Teile, der vierte unter eigener Regie) wurde er zur Kultfigur. Durch die Menge und den Erfolg seiner Filme wurde Clint Eastwood zu einem der (kommerziell) erfolgreichsten Schauspieler aller Zeiten. Doch schon frĂŒher als von vielen vermutet verdiente sich der Amerikaner seine ersten Sporen als Regisseur.
1971, also im gleichen Jahr, in dem Eastwood âDirty Harryâ wurde, wurde er ebenfalls Regisseur. Oft wurden die Filme auch von seiner 1968 gegrĂŒndeten Prsuktionsfirma Malpaso mitfinanziert. Da in den 70ern und 80ern alle Filme unter seiner Regie auch Clint Eastwood als Hauptdarsteller hatten, schlugen seine Werke (fast) ausnahmslos in die gleiche Kerbe wie die restlichen Filme. Ob in âEin Fremder ohne Namenâ (1973, O: High Plains Drifter), âBronco Billyâ (1980), âDirty Harry IV â Dirty Harry kommt zurĂŒckâ (1983, O: Sudden Impact) oder âDer Namenlose Reiterâ (1985, O: Pale Rider) â Clint Eastwood fuhr auch als Regisseur die typische Clint-Eastwood-Schiene. Erst nach zahlreichen Flops Ende der 80er Jahre nahm Clint Eastwood endgĂŒltig Abstand von seinem Image und verfeinerte seine Rollen und seine Filme.
Wie ein guter Wein
Je Ă€lter, desto besser â wenn dieser Spruch auf irgendetwas zutrifft, dann auf Clint Eastwood. Seit Anfang der 90er haben die Filme von Clint Eastwood immer mehr eine ganz besondere Note, stehen absolut fĂŒr QualitĂ€t. So war âIn the line of fireâ (1993) von Wolfgang Petersen nicht nur der letzte Film, in dem Eastwood als Schauspieler mitwirkt ohne Regie zu fĂŒhren, sondern mit ĂŒber 400 Millionen eingespielten Dollar der gröĂte Box-Office-Hit von Eastwood. Seine Werke der letzten 15 Jahre als Regisseur sind zwar oft nicht die allergröĂten finanziellen Erfolge, dafĂŒr jedoch qualitativ wirklich hochwertig. Sein dunkler Western âErbarmungslosâ (1992, O: Unforgiven) gewann sogar1993 die Oscars fĂŒr die beste Regie und fĂŒr den besten Film. FĂŒr seine Darstellung des gealterten Cowboys wurde Clint Eastwood sogar erstmals fĂŒr den Oscar als bester Darsteller nominiert.
Auch dies ist ein QualitĂ€tsmerkmal von seinen Filmen: kaum ein anderer Regisseur schafft es so wie Eastwood seine Darsteller in Szene zu setzen â unter seiner Regie haben bisher 8 Schauspieler den Oscar erhalten! Besonders hervorzuheben sind hier âMystic Riverâ (2003) mit Oscars Sean Penn und Tim Robbins, sowie zahlreichen weiteren Nominierungen (unter anderem fĂŒr Eastwood als bester Regisseur) und âMillion Dollar Babyâ (2004) mit Oscars fĂŒr Hillary Swank und Morgan Freeman. Letzterer Film hob Clint Eastwood zudem auf den Hollywood-Olymp, da er erneut die Oscars fĂŒr die beste Regie und den besten Film gewann â kein anderer Mensch auĂer Eastwood gewann in beiden Kategorien je zweimal! AuĂerdem wurde Eastwood fĂŒr seine Rolle als Boxtrainer erneut fĂŒr den Oscar als bester Darsteller nominiert und auch wenn er ihn nicht gewann ist dies bemerkenswert, da man es ihm frĂŒher niemlas zugetraut hĂ€tte und im Alter von ĂŒber 70 Jahren viele Schauspieler ihre Karriere lĂ€ngst an den Nagel gehĂ€ngt haben. Doch nicht Eastwood â er arbeitet weiter, wird immer besser und denkt nicht ans Aufhören!
So erschienen 2006 die beiden Filme âThe flags of our fathersâ und âLetters from Iwo Jimaâ, die einmal aus amerikanischer, einmal aus japanischer Sicht die Schlacht um die Insel Iwo Jima im Zweiten Weltkrieg beleuchten. In beiden Filmen wirkt Eastwood nur hinter der Kamera mit, was er zuvor nur in âBirdâ (1988), âMitternacht im Garten von Gut und Böseâ (1997, O: Midnight in the Garden of Good and Evil) und in âMystic Riverâ tat, ansonsten lĂ€sst Clint Eastwood es sich trotz seines Alters und der Mehrbelastung nicht nehmen, neben der Regie-Arbeit auch als Schauspieler und Produzent seine Werke zu gestalten.
Wissenswertes und Kurioses ĂŒber Clint Eastwood
Die Army
Glaubt man GerĂŒchten, so ist Schauspieler David Janssen an der Schauspielkarriere Clint Eastwoods âSchuldâ. Die beiden lernten sich wĂ€hrend der gemeinsamen Zeit in der Army kennen und Janssen, der spĂ€ter den Richard Kimble in der TV-Serie âAuf der Fluchtâ (spĂ€ter verfilmt mit Harrsion Ford und Tommy Lee Jones) spielen sollte, inspirierte Eastwood es auch in Hollywood zu versuchen.
Ehe und Kinder
Clint Eastwood hat insgesamt sieben Kinder aus zwei Ehen und mehreren VerhĂ€ltnissen. Mit seiner ersten Frau, Maggie Johnson, war er von 1953 bis 1980 verheiratet und hat zwei Kinder mit ihr. Mit der Schauspielerin Sandra Locke lebte er von 1975 bis 1988 zusammen, Locke trat in mehreren seiner Filme auf, die Beziehung blieb jedoch ehe- und kinderlos. Seit 1996 ist Eastwood glĂŒcklich mit Dina Ruiz verheiratet und wurde im Alter von 66 Jahren sogar noch ein letztes Mal Vater einer Tochter.
Alter
Eastwood ist nicht nur ein sehr alter Vater, erwurde 2004 mit seinen damals 74 Jahren auch zum Ă€ltesten Oscar-Gewinner aller Zeiten in der Kategorie beste Regie. Sein fortgeschrittenes Alter beleuchtet Eastwood in seinen Filmen mittlerweile recht selbstironisch in seinen Filmen, spielt des öfteren abgehalfterte Figuren, die sich darĂŒber im Klaren sind, dass ihre Zeit eigentlich abgelaufen ist.
Politik
1986 bis 1988 war Eastwood BĂŒrgermeister seines Heimatortes Carmel. Der Regisseur ist Mitglied der republikanischen Partei und unterstĂŒtzte in seinem Leben zahlreiche republikanische PrĂ€sidenten wie Nixon, Reagan oder (trotz Ablehnung des Irak-Krieges) Bush.
Musik
Eatswood gilt als groĂer Jazzfan, was sich auch in seinem Film âBirdâ (1988) zeigt, eine der wenigen Ausnahmen seines typischen Film-Schemas vor den 90ern. In dieser Homage an die Jazz-Legende Charlie Parker arbeitete Eastwood auch am Soundtrack mit, was er seit 1969 in 14 Filmen als Komponist, SĂ€nger (!!!) oder Songwriter tat. In dem Westernmusical WestwĂ€rts zieht der Wind spielte Eastwood 1969 neben Lee Marvin sogar einen singenden Goldsucher.
Gehör
Obwohl Eastwood also ein Gehör fĂŒr Musik zu haben scheint, ist er angeblich stark schwerhörig. In der Ăffentlichkeit verzichtet er trotzdem (aus Eitelkeit?) auf das Tragen eines HörgerĂ€tes.
Sergio Leone
Der italienische Regisseur machte Eastwood durch seine Spaghetti-Western-Trilogie groĂ, doch danach zerbrach das gute VerhĂ€ltnis der beiden und Leone gab die Hauptrolle fĂŒr âSpiel mir das Lied vom Todâ an Charles Bronson, nicht an Eastwood. Allerdings widmete Eastwood 1992 seinen spĂ€ter Oscar-prĂ€mierten Western âErbarmungslosâ seinem einstigen Lehrmeister, was auf eine Versöhnung schlieĂen lĂ€sst.
Don Siegel
Der Regisseur Don Siegel und Clint Eastwood waren ĂŒber 10 Jahre lang WeggefĂ€hrten in Hollywood, Eastwood spielte von 1968 bis 1979 in zahlreichen Filmen unter der Regie Siegels. Die bekanntesten sind âDirty Harryâ (1971) und âFlucht von Alcatrazâ (1979, O: Escape from Alcatraz).
Quigley Publications
Jedes Jahr erstellt Quigley eine Liste der 10 kommerziell erfolgreichsten Schauspieler des Jahres. Eastwood stand seit 1968 insgesamt 21 Mal auf dieser Liste, ist damit nach John Wayne (25 Mal) der Schauspieler mit den meisten Erscheinungen auf dieser Liste. Laut Quigley war Eastwood im Zeitraum von 1972 bis 1993 der kommerziell erfolgreichste Schauspieler der Welt.
ZurĂŒck in die Zukunft
Der Kultstatus von Clint Eastwood vor allem im Western-Genre Ă€uĂert sich auch in anderen Filme. In Robert Zemeckis âZurĂŒck in die Zukunft IIIâ (1990, O: Back to the Future III) landet Marty McFly alias Michael J. Fox im wilden Westen. Nach seinem Namen gefragt, muss er sich schnell einen passenden ĂŒberlegen und wĂ€hlt⊠Clint Eastwood! GĂ€be es einen passenderen Namen fĂŒr einen echten Helden?
Clint Eastwood Filmographie
Auswahl seiner Filme nur als Schauspieler
FĂŒr eine Handvoll Dollar (1964, Originaltitel: Per un pugni di dollari)
FĂŒr ein paar Dollar mehr (1965, O: Per qualche dollari in piĂč)
Zwei glorreiche Halunken (1966, O: Il Buono, il brutto, il cattivo)
HĂ€ngt ihn höher (1968, O: Hang âEm High)
Dirty Harry, Teil 1-5 (1971, 1973, 1976, 1983, 1988)
Flucht von Alcatraz (1979, O: Escape from Alcatraz)
In the Line of Fire (1993)
Auswahl seiner Filme als Regisseur und Schauspieler
Ein Fremder ohne Namen (1973, O: High Plains Drifter)
Der Texaner (1976, O: The Outlaw Josey Wales)
Bronco Billy (1980)
Der Namenlose Reiter (1985, O: Pale Rider)
Erbarmungslos (1992, O: Unforgiven)
A Perfect World (1993, O: Perfect World)
Die BrĂŒcken am FluĂ (1995, O: The Bridges of Madison County)
Space Cowboys (2000)
Blood Work (2002)
Million Dollar Baby (2004)
Seine Filme nur als Regisseur
Bird (1988)
âMitternacht im Garten von Gut und Böseâ (1997, O: Midnight in the Garden of Good and Evil)
Mystic River (2003)
Flags of our Fathers und Letters from Iwo Jima (beide 2006)
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